Die Handschrift der Künstlerin

Sabine Bauer-Mayerhofer: Ich habe es mir nicht ausgesucht, Keramikerin zu werden. Ich habe irgendwann erkannt, dass ich es bin.

Besucht man Sabine Bauer-Mayerhofer in Krems, kommt man in ein helles Atelier mit Blick in einen idyllischen Garten. Der ordentlich aufgeräumte Arbeitsplatz und der Blick ins Grüne sind kein Zufall – beides ist auf die Zeit im Atelier ihres ersten Lehrers, Franz Maxera, und auf seine Ratschläge zurückzuführen. Auch die Idee, eine Künstlerin zu sein, hat er ihr mit auf den Weg gegeben.

 

Was die Begegnung der beiden, und damit die berufliche Laufbahn Sabines betrifft, so würden wohl viele von Schicksal sprechen: „Bei einem nächtlichen Spaziergang habe ich ein Stück Keramik in einer Auslage gesehen. Am nächsten Tag bin ich nochmal hingegangen und habe mich erkundigt, von wem das Stück ist. Es war reine Neugier, damals habe ich gar nicht darüber nachgedacht, beruflich in diese Richtung zu gehen.“

Heute arbeitet Sabine bereits 30 Jahre lang als Keramikerin. Aus profaneren Arbeiten, so sagt sie selbst, sind mit der Zeit ganz spezielle geworden. So töpfert sie mittlerweile nicht nur einzelne Stücke, sondern gestaltet ganze Räume. „Bei Aufträgen dieser Art, ist es mir wichtig, die Kunden kennenzulernen und zu wissen, wie sie sind. Ich selbst sehe mich dann als Werkzeug und versuche mich gut einzufühlen.“

Spricht Sabine von ihren Arbeiten, so spricht sie vom Ausdruck eines inneren Dialogs mit dem Ton: „Dieses Material gibt jeder Bewegung nach, du kannst jede Struktur einfangen. Ein bisschen spiegelt der Ton auch die Wirklichkeit wider. Dabei behält er aber immer sein Eigenleben – so ganz kann man ihn nie beherrschen.“

Heute, wie damals vor 30 Jahren, ist die Faszination für das Material groß: „Wenn der Ton trocknet, dann ist er plötzlich brüchig und zerbrechlich, dann kann man aber wiederum ganz andere Dinge mit ihm machen, wie ihn beispielsweise schleifen. Wenn er gebrannt ist, ist er aufnahmefähig für Glasur, also für Farbe. Er hat viele Facetten, das fasziniert.“

Inspiriert von ihrem eigenen Leben und den Dingen, die ihr widerfahren, ist Sabine stets auf der Suche nach neuen Ideen, ein bisschen wie eine Sammlerin, die offen für Neues alles einfängt, das ihr begegnet. Irgendwann, so sagt sie, ist dann aber der Augenblick gekommen, einfach anzufangen, einfach drauflos zu arbeiten und die Idee Form werden zu lassen.

Ihre Werke nehmen die unterschiedlichsten Formen an, gestaltet werden Gefäße, Geschirr, Kugeln, Figuren, Masken, Wanddekorationen und sogar Schmuck. Was dabei aber immer auffällt, ist die Handschrift der Künstlerin, die sich in allen auch noch so unterschiedlichen Stücken finden lässt. Sie selbst bezeichnet nicht die Anzahl an Ausstellungen oder die Zahl verkaufter Stücke als Erfolg, vielmehr sei für sie der größte Erfolg jener Moment gewesen, in dem sie ihre eigene Handschrift zum ersten Mal selbst erkennen konnte.


Text: Rhea Müllner | Fotos: Nisa Maier | Artikel aus Wald4tlerin 04/18

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