1.000 schöne Dinge

Der Flockerlhof in Klement wärmt das Herz.

Das zauberhafte Ambiente hier spricht alle Sinne an und spielt mit Kreativität und Lebensfreude. Möglich gemacht haben das zwei anpackende Individualisten: Susanne Gruber und Gerhard Eisner.

 

Kennengelernt haben sich Susanne und Gerhard schon vor ein paar Jährchen auf einer Krampusparty in Wien, wo keiner von beiden ursprünglich so richtig hingehen wollte. Gefunkt hat es trotzdem. Und bereits nach einem halben Jahr des gemeinsamen Lebens, Liebens und Werkens stand für die beiden fest: „Ja, wir trauen uns drüber und bauen gemeinsam hier im Weinviertel ein Geschäft mit Deko- und Geschenkartikeln auf.“ Diesem mutigen Schritt gingen mehrere Visionen voraus.

Gerhard träumte schon immer von einer Kombination aus Wohnen, Leben und Arbeiten, idealerweise auf dem Land auf einem Bauernhof, am liebsten gemeinsam mit anderen Unternehmern und Familien, und mit einem gewissen Anteil an Selbstversorgung. Zum Glücklichsein des ausgebildeten Großhandelskaufmanns und Musikers gehörte immer schon der Wunsch, „zur Arbeit nicht wegfahren zu müssen, sondern im eigenen häuslichen Umfeld einen geliebten Beruf und die Familie vereinen zu können“.

Auf der Suche nach einer geeigneten Wohnmöglichkeit im ländlichen Raum in der Nähe der Bundeshauptstadt kam der gebürtige Wien-Stadlauer schon vor dutzenden Jahren durch das beschauliche Örtchen Klement bei Ernstbrunn und blieb neugierig bei der Kapelle an der Straßengabelung stehen. Das Dörfchen gefiel Gerhard. Und wie es so ist im Leben: Wenn es passt, dann passt’s. Ein geeigneter, idyllischer Bauernhof war zu erwerben.

Der neue Bewohner von Klement setzte seine Visionen rasch in die Wirklichkeit um. Mit seiner damaligen Lebensgefährtin und insgesamt 56 Tieren produzierte Gerhard viele Lebensmittel selbst, renovierte und gestaltete nach und nach die Gebäude neu, und bot acht Jahre lang für Kinder Ferien auf dem Bauernhof an. „Manche von ihnen besuchen mich heute im Erwachsenenalter noch immer“, sinniert der Allrounder, „für viele von den Kindern waren es damals die ersten Begegnungen mit landwirtschaftlichen Tieren, offenem Lagerfeuer und Schlafen im Stroh.“ Gerhard sah durch sein damaliges Angebot an Motorik, Rhythmik und Naturerlebnissen viele Kinder aufblühen.

Susanne ist in Wien geboren und bereits als Jugendliche regelmäßig mit dem Einzelhandelsgewerbe ihrer Eltern in Berührung gekommen. Diese betrieben im 17. Wiener Gemeindebezirk einen Handwerksbetrieb. „Ich habe bei meinen Eltern die berufliche Selbständigkeit miterlebt und bin durch sie motiviert worden, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen, und übrigens war es in Gerhard’s Familie ganz ähnlich“, erinnert sie sich. Sehr früh schon dekorierte sie die Auslagen und durfte beim Sortiment mitreden. Sie machte eben mit großer Selbstverständlichkeit, was gerade zu tun war. „Ich liebe es, Projekte zu planen und dranzubleiben“, so die Geschäftsfrau. Diese Einstellung sollte ihr in Klement noch sehr zu Gute kommen.

1.000 schöne Dinge

Soweit zur Vorgeschichte von zwei Menschen, die von Kindheit an durch Selbständigkeit, Teamarbeit in der Familie und die Liebe zur Natur geprägt wurden. Ihr Geschäft mit Schönem und Nützlichem für Haus und Garten, wie Lampen, Wanduhren, Küchenutensilien sowie Geschenk- oder Gebrauchsartikel wurde Wirklichkeit.

Durch die besondere Willenskraft und Ausdauer des Paares über eine lange Zeit konnte im Oktober das 25-jährige Jubiläum am Flockerlhof gefeiert werden.

„Wir bieten hier nur Dinge an, die wir selbst schön finden und auch in unseren eigenen vier Wänden haben wollen“, erklärt Susanne das Konzept. Der Flockerlhof ist ein üppiges, lustvolles Sammelsurium an 1.000 schönen Dingen: Egal wohin sich die Besucher wenden, immer wieder tut sich eine gemütliche Ecke oder ein Dekorationsblickfang auf, sowohl im Haus als auch im Garten.

Der Arbeitsalltag der beiden Kraftmenschen ist intensiv und lang. Susanne ist vor allem mit Bestellwesen und Büroarbeit, Werbemaßnahmen und natürlich mit den Produkten selbst gut ausgelastet. Jede Woche mindesten einmal stellt sie im Laden um, berührt alles, wischt ab. „Ich bringe immer wieder neue Energie hinein, und das spürt man eben“, lacht sie. Und natürlich gibt es auch noch den Haushalt und die beiden Kinder, die schon immer wieder im elterlichen Betrieb mithelfen.

Nachdem der Laden von Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen geöffnet ist, und die Anwesenheit der Betreiber erfordert, findet das soziale Leben mit Freunden oder Familie eher selten und meist im eigenen Heim von Susanne und Gerhard statt, wo es ohnehin am schönsten ist.

Ein Erlebnis bieten

Die Kraft von Erlebnis und Emotion ihres 1.000-Dinge-Geschäfts ist den beiden bewusst. Es entstand eine zauberhafte Erlebniswelt, die Menschen von recht weit her für einen Ausflug ins Weinviertel lockt. Die Unternehmer machten und machen sich immer wieder Gedanken über die Erweiterung oder Anpassung ihres Sortimentes, sie bieten Kuchen und Kaffee sowie eine kalte Jause mit regionalen Spezialitäten an, und immer wieder gibt es Kunst- und Kulturveranstaltungen oder Familien- und Firmenfeiern.
Der Flockerlhof ist ein Treffpunkt zum Plaudern und für viele Musiker geworden, und er ist auch als Wanderreitstation sowie für Seminare beliebt. Der gemütliche Ort besteht für sich, ganz ohne Showeffekte. Internationale Studenten kommen zu Besuch und nehmen am Alltagsleben der Familie teil, auch diesen Austausch finden Susanne und Gerhard sehr wertvoll.

Es ist gut, wie es ist

Die beiden sind glücklich mit dem Leben, das sie sich aufgebaut haben. „Selbständig sein, eigene Ideen umsetzen können, gemeinsam ein Hobby zum Beruf machen und andere Menschen inspirieren“, beschreibt Gerhard seine Zufriedenheit. Er findet, dass gemeinsame Interessen und ein gemeinsames Ziel für Paare eine ideale Grundlage für ein gutes Miteinander sind. Ebenso sei die Innovationskraft wichtig. „Bei uns herrscht keine Monotonie, sondern Pluralismus und Vielfältigkeit“, beschreibt er. Gerhard mag das Anpacken und Umsetzen, Aussagen wie „schauen wir mal“ sind ihm fremd.

Der Dezember ist ein arbeitsintensiver Monat am Flockerlhof, der übrigens früher interessanterweise 1.000 Säcke Hof geheißen hat, wie die beiden erst viele Jahre nach der Namensfindung für ihr Bauernhaus in Klement erfuhren. Im Advent hat die Zauberwelt der 1.000 schönen Dinge jeden Tag ab elf Uhr geöffnet. „Wer uns kennt weiß, dass hier keine aufblasbaren Weihnachtsmänner zu finden sind, sondern dass Herzen, Sterne und Engel, die weihnachtliche Dekoration ausmachen“, lächelt Susanne und faltet an ihren neuen Programmfoldern. Und es macht ihr sichtlich Freude. ♦

flockerlhof.at


erschienen in der Wein4tlerin | Text: Gabriele Dienstl

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